Politik spielt zwiespältige Rolle für Kombinierten Verkehr

  • BMUB setzt große Hoffnungen auf Schiene und KV
  • Planungsrecht steht schnellem Bau von KV-Terminals im Wege
  • Damoklesschwert AwSV hängt weiter in der Luft
  • Kritik an enger Auslegung des Lkw-Zulaufs zum KV durch BAG
  • Klage über intransparenten KV-Markt – Infoquellen offenbar unbekannt

Ergänzt 19.11. Das Bundesumweltministerium (BMUB) wünscht eine stärkere Rolle des Schienengüterverkehrs und speziell des Kombinierten Verkehrs, bleibt aber Antworten schuldig, wie es Belastungen abbauen will. Das wurde am Mittwoch auf einem Fachkongress der Allianz pro Schiene in Berlin deutlich.

Umweltstaatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter stellte fest, dass der spezifische CO2-Ausstoß im Verkehr seit 1990 zwar zurückgegangen sei, dieser Rückgang aber durch den Verkehrszuwachs ausgeglichen worden sei. „Ein blßes Weiter-So ist nicht möglich.“

BMUB setzt große Hoffnungen auf Schiene und KV

Ziel müsse angesichts der Klimaziele des Bundes eine Dekarbonisierung des Verkehrs sein. Dabei komme der Schiene eine zentrale Rolle zu: Dort gebe es bereits eine Elektrifizierung, die durch Strom aus erneuerbaren Energien untersetzt werden könne. Der Kombinierte Verkehr habe dabei eine wichtige Rolle beim Transport von kleinen Losen. Die bisherige Bilanz könne aber nicht befriedigen. Gründe seien zum einen die Konkurrenz des billigen Lkw, zum anderen hausgemachte Probleme wie der Bahnlärm.

Planungsrecht steht schnellem Bau von KV-Terminals im Wege

Vertreter der Wirtschaft spielten den Ball jedoch an die Politik zurück. „Wir haben in Deutschland viele gute Regeln für den Bau von Industrieanlagen“, sagte Armin Riedl von Kombiverkehr mit ironischem Unterton. Sie führten zu Realisierungszeiten von 10-15 Jahren für neue Kombiterminals.

Damoklesschwert AwSV hängt weiter in der Luft

Riedl kritisierte außerdem, dass die vom BMUB verantwortete „Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen“ (AwSV) für viel Unsicherheit unter Investoren sorge. Sie regelt unter anderem, wie die Flächen in KV-Terminals versiegelt werden müssen. Nachdem der Bundesrat zahlreiche Änderungen verlangt hatte, liegt sie seit über einem Jahr auf Eis. Schwarzelühr-Sutter konnte auf Nachfrage eines VDV-Vertreters nicht sagen, wann und wie es mit der AwSV weitergeht.

Kritik an enger Auslegung des Lkw-Zulaufs zum KV durch BAG

Carsten Hemme von der Spedition Paneuropa kritisierte, dass das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) die 44t-Ausnahmeregelung für den Vor- und Nachlauf zu Terminals zu eng auslege. Dem Unternehmen sei in einem Fall vorgeworfen worden, das Terminal Köln-Eifeltor statt des nächstgelegenen Terminals Neuss angefahren zu haben. „Dort fährt unser Zug aber nicht hin.“

KV-Markt intransparent

Gewünscht wurde von den Verladern und Spediteuren eine Übersicht mit den vorhandenen KV-Linien. Derzeit scheitere eine Verlagerung oft daran, dass vorhandene Linienverkehre nicht bekannt seien. Ergänzung 19.11.: Ein Leser des Verkehrsbriefs wies allerdings auf die interaktive KV-Karte von DB Netz hin. Eine Stichprobe ergab, dass auch „kleine“ Angebote von NE-Bahnen enthalten sind. (roe)

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