E-Autos rechnen sich erst bei hoher Fahrleistung

  • 3000km pro Monat in der Praxis erreichbar
  • Nur Klimabilanz positiv, Gesamtökobilanz derzeit fragwürdig

Erst ab 200.000km fahren heutige Elektrofahrzeuge ihren anfänglichen Mehrpreis durch niedrigere Betriebskosten wieder ein. Für einen wirtschaftlichen Einsatz von Elektrofahrzeugen werden daher hohe tägliche Laufleistungen aus gut planbaren Einzeltouren von maximal 100km Länge benötigt. Eine Wirtschaftlichkeit für durchschnittliche private Autofahrer ist daher unter heutigen Randbedingungen noch nicht in Sicht.

Das sind die Kernergebnisse aus dem Schaufenster-Projekt „Rheinmobil“, die das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) am Donnerstag veröffentlicht hat.

3000km pro Monat in der Praxis erreichbar

Dabei wurden sechs batteriegetriebene siebensitzige Kleinbusse und ein Kompaktklasse-Pkw beim Transport von Berufspendlergruppen und für regionale Dienstfahrten eingesetzt. Im eingeschwungenen Zustand erzielten die Kleinbusse im Mehrschichtbetrieb Monatsfahrleistungen von mehr als 3000km bei Fahrtlängen von 60-80km. Die Kosten für die Ladeinfrastruktur wurden nicht umgelegt.

Klimabilanz positiv, Gesamtökobilanz schwierig

Klimafreundlicher als vergleichbare Verbrenner sind E-Autos ab ca. 30.000km Laufleistung, sofern Ökostrom verwendet wird. Beim üblichen Strommix in der deutsch-französischen Grenzregion um Karlsruhe seien rund 100.000km notwendig. Betrachte man auch andere Umweltwirkungen – beispielsweise die Äquivalente an zusätzlichem „sauren Regen“ – seien deutlich höhere Fahrleistungen nötig. Grund sein, dass die im Batteriesystem verwendeten Aktivmaterialen wie Kobalt und Nickel beim Abbau und der Verarbeitung umweltschädlich seien. Der ökologische „Break-even“ verschiebt sich dadurch nach Berechnungen des KIT auf 170.000km gegenüber einem vergleichbaren Diesel- und sogar 350.000km gegenüber einem Benziner. Die Lebensdauer einer Batterie wird mit 2000 Ladezyklen beziffert – bei etwa 100km Reichweite entspricht das 200.000km. „Im Falle eines erforderlichen Batteriewechsels kann der Break-even zu den konventionellen Fahrzeugen nicht innerhalb der angenommenen Nutzungsdauer erreicht werden“, heißt es in der Studie vorsichtig.

Die Ergebnisse der Studie werden auf der IAA im „Forum Schaufenster Elektromobilität“ vorgestellt. Der Vortrag beginnt um 11 Uhr am Dienstag, 22. September 2015, New Mobility World, Halle 3.1, B2B-Area. (roe)

Link: MEINUNG: Das E-Auto hat sich in eine Sackgasse verfahren

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