Allianz pro Schiene legt neue Studie gegen Lang-Lkw vor

  • Letzte-Meile-Problem ausgeklammert
  • Kein Abgleich mit niederländischem Versuch
  • BGL und VDA kritisieren mangelnde empirische Fundierung

Ergänzt 25. August. Die Allianz pro Schiene hat mit einer neuen Studie die Debatte um den Lang-Lkw wieder angeheizt: Danach würde der Regelbetrieb rund 7000 Lkw-Fahrten täglich zusätzlich auf Deutschlands Straßen verlagern.

Die Autoren, Prof. Herbert Sonntag von der TH Wildau und Prof. Gernot Liedtke von der TU Berlin, begründen den Zuwachs zum einen mit direkten Effekten dadurch, dass sich der Transport einer Palette mit dem Lkw bei Volumengütern um rund 20 Prozent verbilligt. In der Studie führen sie zum einen indirekte Effekte an: Weil Ladungen wegfallen, müssten Züge auf einzelnen Relationen mangels kostendeckender Auslastung eingestellt werden. Besonders gefährdet seien in der Summe der Einzelwagenverkehr mit einem Transportleistungsrückgang von -16,1 Prozent und der kombinierte Verkehr mit rund -6 Prozent.

Letzte-Meile-Problem ausgeklammert

Berücksichtigt wurden in der Studie nur nationale Verkehre über 300km. Allerdings haben die Autoren stillschweigend unterstellt, dass das gesamte deutsche Straßennetz für Lang-Lkw geöffnet wird. Das hält die Bundesanstalt für Straßenwesen laut ihrem Zwischenbericht zum Lang-Lkw-Feldversuch aber nicht für realistisch.

Kein Abgleich mit niederländischem Versuch

Wie Prof. Sonntag am Montag bei der Vorstellung der Studie einräumte, wurde die Prognose nicht mit Zahlen aus den den Niederlanden abgeglichen. Er verwies jedoch darauf, dass der nationale Schienenverkehr dort wegen der kurzen Entfernungen keine vergleichbare Rolle wie in Deutschland spiele. In Schweden ist der Schienengüterverkehr nach Anhebung der Gewichtsgrenze auf 60t deutlich zurückgegangen, hat sich aber nach dem Übergang von voll- zu grenzkostenbasierten Trassenpreisen wieder erholt.

Gefördert wurde die Studie vom „Fonds zur sozialen Sicherung für Arbeitnehmer der Mobilitäts- und Verkehrsdienstleister“, einer gemeinsamen Einrichtung des DB-Konzerns und der Bahngewerkschaft EVG.

BGL und VDA kritisieren mangelnde empirische Fundierung

Der Güterkraftverkehrsverband BGL verwies darauf, dass Verkehrsverlagerungen von der Bahn „selbst nach Meinung von Verkehrsexperten aus dem Eisenbahnbereich nicht zu erwarten“ seien. „Für eine Rückverlagerung von kombinierten Verkehren von der Schiene auf die Straße wird die volle Nutzlast gebraucht. Lang-Lkw sind so gesehen gegenüber konventionellen Fahrzeugen für diesen Zweck völlig ungeeignet.“ Der in der Studie ebenfalls angesprochene Transport von Volumengütern sei schon jetzt keine Domäne der Eisenbahn.

Der Präsident des Automobilherstellerverbandes VDA hielt der neuen Studie entgegen, dass der Feldversuch bisher keine Anhaltspunkte geliefert habe, dass Lang-Lkw eine Transportverlagerung von der Schiene zur Straße bewirken. „Das zeigen die Analysen der BASt, die den Testbetrieb wissenschaftlich begleitet.“ Die BASt weist in ihrem Zwischenbericht auf Seite 37 allerdings darauf hin, dass aufgrund der geringen Fallzahl im untersuchten Zeitraum statistische Hochrechnungen zu möglichen Nachfrage- und Verlagerungswirkungen jedoch nicht möglich gewesen und daher auch nicht durchgeführt worden seien. (roe)

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