Oberleitungs-Lkw erreichen Praxisreife

  • Geringere Investitionskosten als bei der Schiene
  • Der 10-Liter-Lkw wird Wirklichkeit
  • Stromversorgung mit handelsüblicher Technik

Noch im Juni will Schweden entscheiden, wo 2015-2017 zwei Pilotversuche mit Oberleitungs-Lkw stattfinden sollen. Das sagte Anders Berndtsson von der schwedischen Verkehrsbehörde Trafikverket auf dem Weltverkehrsforum in Leipzig.

150528_E-Lkw-klGeringere Investitionskosten als bei der Schiene

Berndtsson betonte, dass nicht um eine Abwendung von der Eisenbahn gehe, sondern darum, freie Kapazitäten aller Verkehrsträger mit möglichst umweltfreundlichen Energieträgern auszunutzen. In Schweden sei das Bahnnetz am Rande seiner Leistungsfähigkeit; auf der Straße hingegen gebe es abseits der Ballungsräume noch größere Kapazitätsreserven. Die Elektrifizierung eines Kilometers Straße schlage mit umgerechnet rund 500.000 bis 2,5 Mio. EUR zu Buche, während der Bau eines Kilometers Bahnstrecke rund 20 Mio. EUR koste.

Der 10-Liter-Lkw wird Wirklichkeit

Als weiteren Vorteil nannte er, dass dadurch auch Transporte auf Lkw-typischen Entfernungen von durchschnittlich 100km zumindest teilweise elektrifiziert werden könnten. Den durchschnittlichen Energieverbrauch eines 40t-E-Lkw bezifferte er mit umgerechnet 10 l/100km – dank Rekuperation und wirtschaftlicherem Teillastverhalten. Im normalen Dieselbetrieb sind es rund 30 l/100km. Ob E-Lkw allerdings wirtschaftlich konkurrenzfähig würden, hänge stark von der Kostenentwicklung im herkömmlichen Lkw-Betrieb ab. Ein weiterer einjähriger Pilotversuch soll in diesem Herbst in Long Beach (USA) auf einer rund eine Meile langen Strecke vom Hafen zum Containerbahnhof starten.

Stromversorgung mit handelsüblicher Technik

Die Lkw sind als Hybridfahrzeuge ausgelegt und können außerhalb der elektrifizierten Strecken uneingeschränkt mit Diesel fahren. Die Stromabnehmer sind beschränkt seitenbeweglich und folgen mittels optoelektronischer Steuerung der Oberleitung, sofern der Lkw in seiner Fahrspur bleibt. Verlässt er sie, fahren die Stromabnehmer automatisch in die Ruheposition. Das Mehrgewicht der in Leipzig vorgestellten Scania-Zugmaschine bezifferten Siemens-Mitarbeiter auf rund 900kg. Bei einer Serienherstellung werde es sich aber reduzieren. Zur Verwendung kommt 670-Volt-Gleichstrom-Antriebstechnik. Damit könnten serienmäßig hergestellte Umspannstationen aus dem Straßenbahn- und Stadtbahnbereich genutzt werden. (roe)

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