Vernetzte Sammeltaxis und Busse statt Privat-Pkw und ÖPNV-Linienverkehr

Herkömmliche linienbasierte ÖPNV-Systeme (und Privat-Pkw) könnten schon kurz- bis mittelfristig in großem Umfang durch intelligent vernetzte Sammeltaxi- oder Bussysteme ersetzt werden. Das ist das Ergebnis von umfangreichen Simulationen des International Transport Forum (ITF/Weltverkehrsforum). Die Eckpunkte stellte ITF-Generalsekretär José Viegas am Donnerstag im BMVI vor.

Das Sammeltaxi-Konzept („Taxi-Bot“) sieht vor, bis zu sechs Fahrgäste Haus zu Haus zu befördern. Im Unterschied zum sowjetischen Marshrut- oder dem türkischen Dolmus-System fahren Taxis-Bots nicht erst los, wenn sie voll besetzt sind, und folgen auch keinen Routen, sondern werden wie normale Taxis zum Beispiel per Smartphone bestellt. Während der Fahrt können weitere Fahrgäste aufgenommen und abgesetzt werden. Ein Betrieb mit menschlichen Fahrern ließe sich „in zwei Wochen“ umsetzen, wenn die rechtlichen Voraussetzungen stimmen, sagte Viegas; langfristig sei eher an autonom fahrende Fahrzeuge zu denken. Bei der Simulation anhand von Straßennetz und Verkehrsdaten aus Lissabon konnten im Extremfall 21.000 Taxi-Bots gut 200.000 Privat-Pkw ersetzen – obwohl maximal fünf Minuten Abfahrtsverzögerung und zehn Minuten Fahrzeitverlängerung gegenüber der Fahrt mit Privat-Pkw zulässig waren. Eine ausführliche Vorstellung des Taxi-Bot-Konzepts ist auf der ITF-Jahrestagung vom 27. bis 29. Mai in Leipzig geplant.

Auf dem Taxi-Bot-Konzept aufbauend untersucht das ITF derzeit auch ein linienunabhängiges Bussystem, das Umsteigen überflüssig machen soll. Umsteigen sei ein wesentlicher Grund für viele Bürger, statt des ÖPNV den Privat-Pkw zu nutzen, erläuterte Viegas. Im Buskonzept ist eine Beförderung von Straßenecke zu Straßenecke geplant. Obwohl die Untersuchungen hier bei weitem noch nicht abgeschlossen sei, gebe es schon jetzt sehr konkretes Umsetzungsinteresse in Finnland. Eine Vorstellung der Ergebnisse stellte Viegas für den Herbst in Aussicht. (roe)

Schreibe einen Kommentar