- EU-Quote steigt weiter
- Ausflaggungsziel Gibraltar unter Druck
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Reeder auf der Nationalen Maritime Konferenz am 4. April offenbar nicht ohne Grund ermahnt, nach den Vorleistungen des Bundes nun auch Schiffe unter die deutsche Flagge zurückzubringen.
Wie aus den jetzt vorliegenden Zahlen des Bundesamtes für Seeeschifffahrt und Hydrographie hervorgeht, waren Ende März noch 184 Schiffe unter deutscher Flagge im internationalen Schiffsregister registriert, zwei weniger als in den beiden Vormonaten und drei weniger als vor einem Jahr. Damit ist der früher vor Maritimen Konferenzen gelegentlich zu beobachtende Anstieg dieses Mal ausgeblieben. Den Höchststand der vergangenen zwölf Monate hatte die Flotte unter deutsche Flagge Ende Juni 2916 mit 191 Einheiten erreicht, den Tiefststand mit 180 Einheiten Ende Dezember 2016.
Insgesamt schrumpfte die deutsch bereederte Handelsflotte in den vergangenen zwölf Monaten allerdings um 9 Prozent der Einheiten, während die Zahl deutsch geflaggter Schiffe nur um 2 Prozent zurückging. Gemessen an der Tonnage ist der Unterschied kleiner: Bei einem Gesamtrückgang um 10 Prozent verringerte sich die deutsch geflaggte Tonnage um 6 Prozent.
EU-Quote steigt weiter
Mit 43 Prozent lag die Quote der deutsch bereederten Tonnage unter EU-Flaggen 3 Prozentpunkte höher als vor einem Jahr und 1 Prozentpunkt höher als Ende 2016. Diese Größe ist nach EU-Recht entscheidend dafür, dass Deutschland auch für ausgeflaggte Schiffe flächendeckend den Tonnagesteuervorteil gewähren darf.
Ausflaggungsziel Gibraltar unter Druck
Den größten Zuwachs unter den europäischen Ausflaggungszielen verbuchte erneut das portugiesische Madeira-Register, das im ersten Quartal 2017 von 257 auf 264 Schiffe und knapp 10,1 Mio. BRZ Tonnage zulegte. Unter den anderen europäischen Ausflaggungszielen zeigten sich Malta und Zypern stabil, während Gibraltar leichte Einbußen hinnehmen musste. Hier spielt nach Einschätzung von Branchenkennern schon die Verunsicherung durch den Brexit eine Rolle. „Gibraltar wird nicht als EU-Flagge der Zukunft betrachtet“, heißt es. (roe)