Der Bau der zweiten Schleusenkammern an der Mosel kann voraussichtlich deutlich vor dem Jahr 2036 abgeschlossen werden. Das stellte Verkehrsstaatssekretär Enak Ferlemann am Dienstagabend auf einem gemeinsamen Parlamentarischen Abend von Rheinland-Pfalz, Saarland und Luxemburg in Aussicht. Der von der Wirtschaft gewünschte Abschluss im Jahr 2026 sei allerdings nicht zu erreichen. Bisher sind nur die Schleusen Fankel und Zeltingen erweitert worden, die Schleuse Trier ist im Bau.
Es mangelt nicht mehr an Geld

Wie Ferlemann erläuterte, stünden im Verkehrsetat endlich genügend Investionsmittel bereit. Engpass sei derzeit aber die Planungskapazität. Er hoffe, dass auch im Haushaltsjahr 2016 in der WSV weitere Stellen für Planungspersonal geschaffen werden können. Für das Angebot von Rheinland-Pfalz, Saarland und Luxemburg, eigenes Planungspersonal abzustellen beziehungsweise finanziell Unterstützung zu leisten, sei er dankbar. Um es sinnvoll nutzen zu können, seien aber zusätzliche eigene Planungskräfte nötig, die es derzeit nicht gebe. Sobald sich das ändere, werde er gerne auf das Angebot zurückkommen und einen Vertrag abschließen. „Ich mache keinen Vertrag, wenn ich meinen Teil absehbar nicht einhalten kann“, betonte er. Die saarländische Verkehrsministerin Anke Rehlinger forderte den Bund auf, vom bisher angewandten sukzessiven Vorgehen – eine Schleuse in Planung, eine in der Planfeststellung und eine im Bau – abzugehen und jeweils zwei Schleusen parallel zu planen. So könne der Ausbau beschleunigt werden.
Zuvor hatten Vertreter der Wirtschaft und der drei Länder die Kapazitätsengpässe auf der Mosel beklagt. Weil das Güteraufkommen auf der Mosel mit 14 bis 16 Mio. t/Jahr weit über der auf 10 Mio. t kalkulierten Kapazität der Schleusen liegt, kommt es heute zu regelmäßigen Wartezeiten an den nur mit einer Schleusenkammer ausgestatteten Staustufen. Sie belaufen sich in der Summe auf 10 bis 12 Stunden je Fahrt. Hans-Joachim Welsch von der Roheisengesellschaft Saar bezifferte die dadurch entstehenden Mehrkosten allein für die Dillinger Hütte auf 2 Mio. EUR/Jahr.
Vorschleusungsrechte neu regeln
Alfons Am Zehnhoff-Söns vom gleichnamigen Transport- und Logistikunternehmen forderte als kurzfristige Maßnahme, die die Vorschleusungsrechte neu zu regeln. Bisher profitierten nur die Passagierschiffe, aber auch die Güterschifffahrt habe Fahrpläne. „Es geht nicht um Minuten, sondern um Planbarkeit, um die Zeitfenster in den Seehäfen einzuhalten“, betonte er. Die mangelnde Planbarkeit bewege heute noch viele Verlader, sich gegen das Binnenschiff zu entscheiden.
Containerverkehr im Kommen
Wie Am Zehnhoff-Söns weiter sagte, überwögen auf der Mosel heute noch Massengüter wie Erz und Kohle. In der Zukunft würden dort aber auch viele Containerlinien zu den Seehäfen verkehren. Das Unternehmen hat Anfang des Jahres den Betrieb des Hafens Trier übernommen und setzt dort vor allem auf den Aufbau von Containerverkehren. Bereits im März 2014 hatte Am Zehnhoff-Söns den Betrieb des Hafens in Metz übernommen und einen Containerlinienverkehr zu Westhäfen gestartet, der jetzt auch Trier einbindet. Dabei fungiert das Stammterminal in Bonn als Hub. Am Zehnhoff-Söns rechnet damit, dass die Containerlinie in zwei Jahren den Break-Even erreicht. Nach Angaben von Max Nilles von der Moselkommission wurden 2014 gut 7000 Container auf der Mosel befördert.
Die saarländische Verkehrsministerin Anke Rehlinger erwartet darüber hinaus auch ein weiteres Wachstum der Importkohleverkehre aus den Westhäfen. Nach der Einstellung des Steinkohlebergbaus an der Saar 2012 sei das Aufkommen 2012 und 2013 um jeweils 1 Mio. t/Jahr gestiegen und betrage jetzt 2,7 Mio. t. Trotz der Energiewende sei ein weiteres Wachstum zu erwarten. Rehlinger sieht darüber hinaus ein Potenzial von 5 Mio. t durch die Verlagerung von Verkehren innerhalb des Stahlreviers auf das Binnenschiff. (roe)