Durch unrealistisch niedrige Pkw-Verbrauchsangaben – und draus resultierende niedrige CO2-Werte – entgehen dem Bund jährlich rund 1,4 Mrd. EUR Kfz-Steuereinnahmen. Zu diesem Ergebnis kommt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) anhand eigener Berechnungen, bei der die Normverbräuche mit den Ist-Verbräuchen verglichen wurden, die große Flottenbetreiber ermittelt haben.
Wie die DUH am Donnerstag mitteilte, ging nach offiziellen Angaben des KBA der CO2-Ausstoß der deutschen Neuwagenflotte zwischen 2009 und 2013 von 154 auf 136 g CO2/km zurück. Korrigiere man diese offiziellen Werte allerdings mit den Daten, die vom International Council on Clean Transportation (ICCT) ermittelt wurden, komme man zu einem anderen Ergebnis: Die DUH hat daraus errechnet, dass der CO2-Ausstoß durch die zunehmenden Abweichungen von Norm- zu Realverbrauch zwischen 2009 (184 g CO2/km) und 2013 (188 g CO2/km) sogar leicht angestiegen ist. Die Abweichung zwischen Normverbrauch nach EU-Testzyklus und Ist-Verbrauch betrage bei den zehn meistverkauften deutschen Pkw inzwischen 38 Prozent. Im EU-Testzyklus werden unter anderem Klimaanlage und der Stromverbrauch von Zusatzausstattungen nicht nicht berücksichtigt, außerdem dürfen schmale Leichtlaufreifen mit überhöhtem Luftdruck verwendet werden.
In einem gutachterlich bestätigten Fall verbrauchte laut DUH ein Kleinwagen statt der offiziell angegebenen 5,1 l/100km 7,1 l/100km. Dem Bund entgehen dadurch nach Verkehrsbrief-Berechnungen jährlich 96 EUR Kfz-Steuer.
Die DUH fordert, dass die deutschen Behörden ähnlich wie in den USA gegen geschönte Verbrauchswerte vorgehen. Dort sei die Differenz zwischen Norm- und Ist-Verbrauch nach mehreren Verfahren gegen große Autohersteller auf zwei Prozent gesunken. (roe)