Elektroauto-Absatz unabhängig von Ladeinfrastruktur?

Es gibt offenbar keine eindeutige Beziehung zwischen der Dichte der Ladeinfrastruktur und der Marktdurchdringung mit Elektro-Pkw.Das ergaben Berechnungen des Verkehrsbriefs anhand von neuen Zahlen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und Statistiken des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA). Selbst in Ländern mit ausgesprochen geringer Ladepunktdichte pro Einwohner – wie zum Beispiel Brandenburg oder dem Saarland – bleiben die Neuzulassungen kaum hinter Berlin mit seiner sehr hohen Ladepunktdichte zurück. Eine Erklärung könnte sein, dass nach Umfrageergebnissen von 2016 rund 80 Prozent der Elektroautofahrer zuhause laden und öffentliche Ladeinfrastruktur deshalb nur eine geringe Rolle für eine Kaufentscheidung spielt.

Daten: BDEW/Grafik: roe
Daten: KBA

Offensichtlich ist aber auch, dass der Kauf von Elektroautos vom relativen Wohlstand abhängt. In allen ostdeutschen Bundesländern sowie Bremen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland liegt die Zahl der Elektroauto-Neuzulassungen je Million Einwohner deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Thüringen hat zum Beispiel eine Ladepunktdichte, die fast an Baden-Württemberg und Bayern heranreicht; die E-Auto-Neuzulassungen bezogen auf die Einwohnerzahl liegen aber auf dem Niveau des schlecht versorgten Landes Brandenburg.

Spitzenreiter bei den Elektroauto-Neuzulassungen bezogen auf die Einwohnerzahl sind Baden-Württemberg, Bayern und überraschenderweise Hessen. Möglicherweise spielen hier Sondereffekte durch Dienst- und Jahreswagen des Opel Ampera-E eine Rolle. Der deutschlandweit einmalige Hochlauf der Ladeinfrastruktur in Hamburg hat sich hingegen bisher nicht in einem entsprechenden Mehr an Neuzulassungen niedergeschlagen.

Daten: BDEW/KBA

Für die Ladepunktdichte wurden die Zahlen des BDEW mit Stand von Ende Juli herangezogen. Für die Neuzulassungen wurde die Statistik des KBA von Januar bis einschließlich Juli ausgewertet. (roe)