BMVI setzt auf zwei Säulen für Abbiegeassistenten

  • Neues Förderprogramm geplant
  • Verwunderung über Daimler

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will die Einführung von Lkw-Abbiegeassistenzsystemen auf freiwilliger Basis beschleunigen. Langfristiges Ziel bleibe aber die verpflichtende Ausstattung über UNECE- und EU-Vorschriften, wie er beim ersten runden Tisch der „Aktion Abbiegeassistent“ am Dienstag im BMVI deutlich machte. Für die freiwillige Aus- und Nachrüstung will das BMVI zunächst auf zwei Säulen setzen.

In der ersten Säule will das Ministerium gesellschaftlichen Druck auf Verlader und Transportunternehmen mobilisieren, mehr Fahrzeuge auszurüsten. Dafür werden Unternehmen, die neue und vorhandene Lkw mit Abbiegeassistenten ausstatten oder dies von ihren Dienstleistern einfordern, als offizielle Sicherheitspartner ausgezeichnet. Am Dienstag wurden unter anderem Edeka/Netto, Aldi Nord und Süd, Alba und DB Schenker ausgezeichnet. An Lkw, die mit Abbiegeassistenten ausgestattet sind, dürfen zudem eigens geschaffene Aufkleber mit dem Hashtag „#IchHabDenAssi“ angebracht werden.

Das BMVI will mit gutem Beispiel vorangehen und die Lkw in den nachgeordneten Behörden bis 2019 nachrüsten. Den Anfang macht die Wasserstraßen- und Schifffahrtsdirektion (WSV) mit 263 Fahrzeugen, wie ihr Präsident Hans-Heinrich Witte gegenüber dem Verkehrsbrief sagte.

 

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (links) überreicht dem Osnabrücker Spediteur Siegfried Serrahn die Urkunde für die Sicherheitspartnerschaft. Serrahn ist ein unermüdlicher Kämpfer für den Abbiegeassistenten, manche sagen auch Nervensäge. (Foto: roe)

 

Neues Förderprogramm geplant

Zweite Säule ist eine finanzielle Förderung, wie aus Teilnehmerkreisen übereinstimmend zu hören war. Bisher können Abbiegeassistenzsysteme vom Bund nur über das sogenannte De-Minimis-Mautkompensationsprogramm gefördert werden. Förderfähig sind also nur Fahrzeuge ab 7,5t zulässiges Gesamtgewicht. Mit einem neuen Förderprogramm sollen der Einbau auch in leichtere Fahrzeuge unterstützt werden. Einzelheiten gab es noch nicht.

Verwunderung über Daimler

Mehrere Teilnehmer zeigten sich verwundert, dass der Lkw-Hersteller Daimler, der derzeit als einziger serienmäßig Abbiegeassistenten für Neufahrzeuge anbietet (siehe auch hier), sein System weiterhin nur als kostenpflichtige Zusatzausstattung anbieten will. Der Aufpreis beträgt rund 2500 EUR. Der Abbiegeassistent werde nicht einmal Teil des Safety Packs, monierten Branchenvertreter gegenüber dem Verkehrsbrief.

Der Autoindustrieverband VDA erklärte lediglich, dass die deutschen Nutzfahrzeughersteller die politische Initiative begrüßen und unterstützen. Das entscheidende regulatorische Instrument, um eine vollständige Marktdurchdringung von Abbiegeassistenten zu erreichen, sei aber die Ausstattungspflicht auf UNECE- und EU-Ebene. (roe)