Der am Dienstag gemeinsam vom Privatbahnverband NEE und dem Autor Prof. Markus Hecht (TU Berlin) vorgestellte Maßnahmenkatalog setzt zum einen Effizienzsteigerung der Schiene, um so ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Schiene zu steigern. Zum anderen geht es um eine Dekarbonisierung des Eisenbahnverkehrs selbst. Hecht schlägt unter anderem vor:
-
Taktfahrplan: Durch einen umfassenden Taktfahrplan für Güter- und Personenverkehr ließe sich die Kapazität des Netzes steigern (Beispiel Schweiz)
-
Vermeidung von Umwegverkehren: Einzelwagenverkehre sind heute wegen großer Umwege über die zwei Handvoll großen Rangierbahnhöfe mit Ablaufbergen unwirtschaftlich und nicht konkurrenzfähig. Die früher oder später ohnehin erforderliche Ausrüstung der Güterwagen mit (eigener) Stromversorgung könnte aber auch eine automatische Bremsprobe und eine Dezentralisierung des Rangierbetriebs ermöglichen, erläuterte Hecht.
-
Energierückspeisung: Im elektrischen Betrieb wird mögliches Rückspeisepotenzial heute dadurch verschenkt, dass die kurzen Abstände zwischen Vor- und Hauptsignal den Einsatz der Druckluftbremse erzwingen. Würde die Signaltechnik „vorausschauendes Fahren“ ermöglichen, könnte ein größerer Teil der Bremsleistung mit der E-Bremse erbracht werden.
-
Hybridlokomotiven: Wenn die erste bzw. letzte Meile nicht elektrifiziert ist, wird heute wegen des Aufwands für den Lokwechsel oft auch der Hauptlauf mit Dieselloks gefahren. Zum Nachteil des fossilen Brennstoffs kommt hinzu, dass Dieselloks keine Bremsenergie zurückspeisen können. Hybridloks könnten für Abhilfe sorgen, kosten nach Angaben des NEE-Vorstandsvorsitzenden Ludolf Kerkeling aber 25-30 Prozent mehr als Standard-E-Loks. Selbst beim aktuellen DB-Strommix würde eine Hybridlok auf einer typischen 500km langen Strecke den CO-Ausstoß gegenüber einer Diesellok auf 2,5 Prozent verringern.
-
Aerodynamische Optimierung der Wagen: Möglichkeiten sieht Hecht vor allem in Abdeckungen für leere offene Güterwagen.
-
Radialeinstellende Fahrwerke: Auf kurvenreichen Strecken lässt sich damit der Energieaufwand um 20 Prozent senken. Die Mehrkosten pro Wagen bezifferte Hecht auf 5 Prozent.
-
Leichtbau: Bei gleichem Fahrzeuggewicht kann mehr Nutzlast oder Antriebsleistung untergebracht werden.
-
Elektrifizierung: Hecht regte an, vom inzwischen exotischen Bahnstromsystem 16,67Hz/15kV auf den 50Hz-Standard zu wechseln. Energieverluste durch das Umrichten von Strom könnten dadurch vermieden werden, auch fiele der Aufwand für ein eigenes Bahnstrom-Überlandnetz weg. Die meisten heutigen Triebfahrzeuge seien entweder schon tauglich für 50Hz oder könnten mit geringem Aufwand umgerüstet werden.
-
Weichen-und Bahnsteigheizung durch Geothermie: Allein bei der DB werden 64.000 Weichen beheizt, vielfach mit Gas.
In Sachen automatischer Kupplung riet Hecht dazu, die Erfahrungen aus dem derzeitigen Versuch in der Schweiz abzuwarten.
Kerkeling forderte die Politik auf, dem Bekenntnis zur Verlagerung auf die Schiene Taten folgen zu lassen. Ein mögliche Handlungsfelder seien die Förderung von Hybridloks und die EEG-Umlage für elektrische Bahnen. Bei den Elektroautos werde viel Geld in eine Branche gesteckt, die hohe Gewinne erwirtschafte – für ein Produkt, dessen Beitrag zur Klimawende zweifelhaft sei. Bedauerlich sei, dass die Erfolge des Schienengüterverkehrs bei der Wettbewerbsbahnen in der öffentlichen Diskussion durch die Negativnachrichten von DB Cargo überlagert werden. (roe)
Externer Link: Studie „Beitrag des Schienengüterverkehrs zur Erreichung der Klimaschutzziele