„In den Smart kriegen wir keinen Brennstoffzellenantrieb rein“, erläuterte Thomas Weber, Bereichsleiter Forschung bei Daimler. Zudem müsse ein global agierender Konzern ein breites Portfolio anbieten können. Klaus Bonhoff, Geschäftsführer der staatlich geförderten Wasserstoffinitiative NOW, machte anhand einer Aufstellung von Toyota deutlich, dass sich Brennstoffzellenantrieb im Vergleich zum Batterieantrieb aufgrund der höheren Systemkosten erst ab einer Reichweite von rund 350km rechne. Auch Jorge Chatzimarkakis von der europäischen Initiative Hydrogen Europe warnte vor einseitigen Parteinahmen: „Dekarbonisierung ist gleich Elektrifizierung. Was wir peinlichst vermeiden müssen, ist die Diskussion, ob Batterieantrieb oder Brennstoffzellenantrieb –besser– ist – es geht nur mit beiden.
Koreaner und Japaner gehen voran
Am Rande der Konferenz war mehrfach Unverständnis zu hören, dass die deutschen Automobilhersteller trotz angeblicher serienreifer Entwicklungen noch nicht auf dem deutschen Markt aktiv seien, sondern Hyundai mit dem iX 35 und Toyota mit dem Mirai den Vortritt ließen. Hyundai will ab Sommer in München Carsharing mit iX 35 unter der Marke „Bee Zero“ anbieten, um Erfahrungen im Alltagsbetrieb zu sammeln. Weber zufolge wird Daimler 2017 einen GLC mit Brennstoffzellenantrieb auf den Markt bringen.
Wasserstofftankstellen werden kostengünstiger
Der Aufbau des Wasserstoff-Tankstellennetzes geht unterdessen voran, wenn auch nicht so schnell, dass BMW seine Vorführfahrzeuge mit eigener Kraft von München nach Berlin bringen konnte. Deutschlandweit gibt es aktuell 20 Standorte, mit Schwerpunkt in den westdeutschen Ballungsräumen und Berlin. Bis Ende 2016 sollen es 50 Tankstellen werden, bis 2018 100 Tankstellen (Karte von H2Mobility), jeweils ohne Rücksicht auf die Fahrzeugzahl. Der weitere Aufbau des Netzes bis zur Zielmarke von 400 Tankstellen im Jahr 2023 soll sich am Flottenaufwuchs orientieren. Der Bund unterstützt den Aufbau finanziell, da die Unternehmen bis dahin mit dem Betrieb von Wasserstofftankstellen Verluste machen werden. Bernd Eulitz, Vorstand beim Gasehersteller Linde, hob hervor, dass sein Unternehmen Erdgastankstellen seit 2014 in Serie herstelle. Inzwischen liege der Preis je Tankstelle bei knapp unter 1 Mio. EUR – 2008 waren auch noch 2 Mio. EUR.
Bonhoff bedauerte, dass die Genehmigung von Wasserstofftankstellen durch die Behörden immer noch auf Schwierigkeiten stoße. Die NOW habe daher unter h2-genehmigung.de einen Leitfaden ins Internet gestellt.
China: Schiene und Fahrrad sind auch Teil der Elektromobilität
Der chinesische Verkehrsminister Wan Gang, mit dem Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt am Dienstag eine Forschungszusammenarbeit beim Brennstoffzellenantrieb vereinbarte, machte deutlich, dass sein Land zwar ebenfalls zweigleisig auf Batterieantrieb und Brennstoffzelle setze. Fester Bestandteil der chinesischen Variante einer „grünen und smarten“ Mobilität seien aber auch ein attraktiver elektrischer öffentlicher Verkehr und das elektrische angetriebene Fahrrad. „700 Autos auf 1000 Einwohner wie in den westlichen Ländern sind nicht erstrebenswert – dann stehen die Straßen voll und wir gehen alle zu Fuß.“ (roe)