Rätselraten über Motive von Kapsch bei Mautklage

  • „Vorstoß nicht ganz überraschend“
  • Verzögerung wird unterschiedlich eingeschätzt

In Fachkreisen gibt es keine plausible Erklärung, warum der österreichische Mautsystemanbieter Kapsch eine Nachprüfung der freihändigen Vergabe der Vorbereitungen für die Bundesstraßenmaut an Toll Collect beantragt hat. Über den Nachprüfungsantrag hatte am Montag zuerst das Handelsblatt berichtet. Kapsch selbst bestätigte am Montag gegenüber dem Verkehrsbrief lediglich das Nachprüfungsverfahren, wollte weiter aber nicht Stellung nehmen.

„Vorstoß nicht ganz überraschend“

Vermutet wird in Fachkreisen übereinstimmend, dass Kapsch versucht, mit seinem Vorgehen einen Fuß in die Tür zum größten einzelnen Mautmarkt in Europa zu bekommen. Grundsätzliches Ziel würde es dann sein, eine europaweite Ausschreibung des deutschen Mautsystems ab September 2018 zu erreichen. Wie es weiter heißt, sei ein derartiger Vorstoß von einem der rund ein halbes Dutzend ernsthafter Konkurrenten prinzipiell zu erwarten gewesen. Das Risiko, mit dem jetzigen Vorgehen das BMVI vor den Kopf zu stoßen und es sich für die Zukunft zuverderben, sei jedoch erheblich. Falls die Vergabekammer und gegebenenfalls das Oberlandesgericht Düsseldorf als zweite Instanz die freihändige Vergabe an Toll Collect bestätigten, sei auch fraglich, ob Kapsch dann noch als Komponentenlieferant wohlgelitten sei.

Verzögerung wird unterschiedlich eingeschätzt

Widersprüchliche Einschätzungen gibt es, wie lange sich der Zuschlag verzögert, falls Kapsch gegen die Entscheidung der Vergabevorkammer vor das OLG Düsseldorf zieht. Sie reichen von drei bis vier Monaten bis mehr als ein halbes Jahr. (roe)

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