Fortschrittsbericht zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel:
- DB und BMVI identifizieren bereits Ausweichstrecken
- Klimawandel bleibt bei BVWP-Projektbewertung außen vor
- Regional gibt es sehr unterschiedliche Risiken
- Verkehr kann Klimawandel im Grundsatz meistern
Der Klimawandel wird ab der Mitte des Jahrhunderts massiv die Funktionsfähigkeit der Verkehrsinfrastruktur bedrohen. Die Bundesregierung will deshalb unter anderem für von Überschwemmungen bedrohte wichtige Bahnlinien Ausweichstrecken identfizieren und erhalten. Das sieht der im Dezember vom Kabinett verabschiedete „Aktionsplan Anpassung II“ (APA II) vor, der in dieser Woche als Teil des „Fortschrittsberichts zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel“ veröffentlicht worden ist.
DB und BMVI identifizieren bereits Ausweichstrecken
„Wichtige Bahnstrecken werden um die Jahrhundertmitte in Folge von großflächigen Überschwemmungsereignissen in Flussgebietseinheiten beziehungsweise möglicherweise auch in Küstennähe über nicht tolerable Zeiträume hinweg nicht voll funktionsfähig sein“, heißt es. „Aufbauend auf einer Gefährdungsanalyse sollte in Zusammenarbeit mit der Infrastrukturbetreiberin (DB Netz AG) bestimmt werden, welche Ausweichstrecken langfristig zur Abpufferung dieser Ereignisse erhalten bleiben müssen und damit strategische Bedeutung erhalten.“
Klimawandel bleibt bei BVWP-Projektbewertung außen vor
Darüber hinaus hat das BMVI aber offenbar keine konkreten Absichten zur Planung von Ausweichrouten – auch nicht bei der Aufstellung des neuen Bundesverkehrswegeplans. „Grundsätzlich könnten die anpassungsseitigen Rahmenbedingungen in den bestehenden Prüfprozess zum BVWP eingebunden werden“, heißt es ausweichend. Das gelte zum Beispiel für den Fall, dass relevante Strecken aufgrund des Trassenverlaufs einem hohen Risiko unterlägen, durch Störungen unterbrochen zu werden. Aber: „Vorgaben beispielsweise zu Räumen mit ausgeprägten klimabedingten Gefahren müssen räumlich konkretisiert werden und in einer Auflösung vorliegen, die dem Maßstab anderer räumlicher Untersuchungen des BVWP (z. B. Trassenverlaufsplausibilisierung aus umwelt- und naturschutzfachlicher Sicht) entsprechen.“
Regional gibt es sehr unterschiedliche Risiken

Trockener im Nordosten, feuchter im Südwesten: Der Klimawandel hat regional sehr unterschiedliche Ausprägungen.
Als konkrete Risiken für Verkehr und Verkehrsinfrastruktur sieht der Aktionsplan Anpassung:
- Starkregen und Sturzfluten in städtischen Räumen mit räumlichen Schwerpunkten in den Ballungszentren im nordwestdeutschen Tiefland, den Mittelgebirgen und dem südwestdeutschen Raum;
- Flussüberschwemmungen vor allem in den Ballungsräumen der Flusstäler des norddeutschen Tieflands, aber auch den Einzugsgebieten des Rheins und der Donau;
- Meeresspiegelanstieg und damit verbundener erhöhter Seegang sowie steigende Sturmflutgefahr an der Küste
- Der Anstieg der heißen Tage könnte negative Folgen für den Verkehr auf Straße (Stichwort: Blow-ups, schmelzender Asphalt) und der Bahn (Stichwort Gleisverwerfung) haben. Mehrfach wird auf das fast abgeschlossene Forschungsprogramm „Adaptation der Straßenverkehrsinfrastruktur an den Klimawandel“ (AdSVIS) (www.adsvis.de
) verwiesen. - In ferner Zukunft (nach 2050) und daher mit geringerer Gewissheit könnten Hitze und Trockenheit auch die Binnenschifffahrt nachhaltig bedrohen. Die WSV untersucht schon jetzt sehr konkret, wie sich der Klimawandel auf den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) auswirken könnte.
- Eine positive Wirkung des Temperaturanstiegs könnte hingegen die erwartete Verringerung der Tage mit Frost-Tau-Wechseln für die Verkehrsinfrastrukturen haben.
Verkehr kann Klimawandel im Grundsatz meistern
Insgesamt, so der Bericht, werden die Möglichkeiten für Verkehr und Verkehrsinfrastruktur, sich an den Klimawandel anzupassen, als mittel bis hoch eingeschätzt, da es grundsätzlich technische Möglichkeiten gibt zu reagieren. „Alle diese Maßnahmen benötigen aber längere Planungs- und
Umsetzungszeiten und können mit hohen Kosten verbunden sein.“ (roe)
Externer Link: Fortschrittsbericht zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel