ADAC sieht problematischen Wettbewerb bei Kfz-Zulassungen

  • ADAC: Einhaltung der Abgas-Grenzwerte technisch machbar
  • RDE-Konformitätsfaktor maximal 1,5
  • Freier Gutachter: NOx-Ausstoß von Euro 1 bis Euro 5 real kaum gesunken
  • Innerstädtische Fahrverbote für Diesel laut ADAC „nicht zielführend“

Der ADAC sieht den Wettbewerb der europäischen Kfz-Zulassungsbehörden als einen potenziellen Risikofaktor für die wirksame Kontrolle von Abgaswerten an. „Die Typgenehmigungsbehörden stehen in Europa im Wettbewerb und kämpfen um Aufträge der Fahrzeughersteller“, heißt es in seiner Stellungnahme für eine Anhörung des Bundestags-Verkehrsausschusses, die am kommenden Montag stattfinden soll. „Gleichzeitig werden Schwächen im Zulassungsverfahren von den Herstellern zu ihren Gunsten ausgenutzt.“

ADAC: Einhaltung der Abgas-Grenzwerte im Realbetrieb technisch machbar

Der ADAC fordert daher das BMVI auf, das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) mit einem ausreichenden Etat auszustatten, um unabhängige Institutionen mit der Überwachung der von Abgasemissionen im Realbetrieb zu beauftragen. Der ADAC hält es sehr wohl für möglich, Abgasminderungstechniken einsetzen, die „über alle Betriebszustände den Euro 6 NOx-Grenzwert von 80 mg/km einhalten. Die hierfür erforderlichen Techniken sind bereits heute serienmäßig verfügbar.“

RDE-Konformitätsfaktor sollte maximal 1,5 betragen

Ferner mahnt der ADAC an, bei der Detailausgestaltung des RDE-Verfahrens (Real Driving Emissions) für Stickoxide (NOx) den sogenannten Konformitätsfaktor von Straßen- zu Prüfstandswerten maximal auf 1,5 festzulegen – die Realbetriebswerte dürfen die Prüfstandsgrenzwert also maximal um 50 Prozent übersteigen. Die Automobilindustrie hält hingegen mittelfristig bestenfalls einen Faktor von 2,0 für vorstellbar.

NOx-Ausstoß von Euro 1 bis Euro 5 im Realbetrieb kaum gesunken

Tatsächlich überschreiten die NOx-Emissionen von Euro-5-Diesel-Pkw – zu denen auch die VW-Skandalfahrzeuge gehören – die Grenzwerte im Stadtverkehr um mehr als das Doppelte, wie aus der Stellungnahme des unabhängigen Gutachters Heinz Steven hervorgeht. Er weist darauf hin, dass die realen NOx-Emissionen von den Schadstoffklassen Euro 1 bis Euro 5 praktisch kaum verändert haben. Erst Euro 6 habe eine substanzielle Verbesserung im Realbetrieb gebracht.

Innerstädtische Fahrverbote für Diesel „nicht zielführend“

Analog stellt der ADAC fest, dass die Umweltzonen die Schadstoffbelastung in den Städten kaum verringern konnte – „und zwar trotz der erheblichen Beeinträchtigungen für die von Fahrverboten betroffenen Autofahrer“. Weitergehende Einschränkungen für Diesel-Pkw, wie z.B. Fahrverbote für alle Dieselfahrzeuge in Städten, seien daher „nicht zielführend und aus Verbrauchersicht nicht nachvollziehbar“. Auch Tempolimits seien nicht sinnvoll. Mit Blick darauf, dass die Grenzwerte vor allem beim Beschleunigen überschritten werden, hält der ADAC vielmehr eine Verflüssigung des Straßenverkehrs für sinnvoll. (roe)

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