- Weitere digitale Testfelder einrichten
- Automatisiertes Konvoifahren von Lkw schnell ermöglichen
- Netzneutralität zugunsten kritischer Verkehrsanwendungen einschränken
- Offene Datenstandards forcieren, geschlossene Biotope vermeiden
- Unternehmen sollen Cybersicherheit nicht vergessen
- Automatisierte Fahrzeuge mit Unfalldatenschreiber ausstatten
- DB-Nähe beim Thema Verkehrsauskunft erkennbar
Die SPD-Verkehrspolitiker im Bundestag fordern die Bundesregierung auf, Forschungsmittel für Anwendungen des EU-Satelllitennavigationssystems Galileo bereitzustellen. „Die Logistikbranche wird durch Galileo deutlich effizienter“, heißt es in dem in dieser Woche verabschiedeten Positionspapier der Arbeitsgruppe Verkehr und digitale Infrastruktur zur „Mobilität 4.0“. Mit den hochpräzisen Signalen von Galileo könnten Containerbrücken große Frachter automatisch be- und entladen werden, der Standort von Güterwaggons auf mehrgleisigen Trassen lasse sich zentimetergenau bestimmen, und die technische Unterstützung von Landeanflügen werde erheblich verbessert. Das zehn Seiten starke Papier beschreibt in weiten Teilen eine digitalisierte Verkehrs- und Logistikwelt und erhebt nur an wenigen Stellen konkrete Forderungen.
Weitere digitale Testfelder einrichten
Die SPD-Verkehrspolitiker wiederholen ihre Forderung, Versuchsfelder wie das „Digitale Testfeld Autobahn“ auf der A9 auch in weiteren Bundesländern einzurichten. „Hier sollten auch Landstraßen und Strecken im städtischen Bereich ins Auge gefasst werden.“
Automatisiertes Konvoifahren von Lkw schnell ermöglichen
Gefordert wird auch, die Infrastruktur für die Kommunikation zwischen Auto und Straße (Car2Infrastructure) umfassend auszubauen. Gerade im stark wachsenden Straßengüterverkehr ließen überproportionale Effizienzgewinne erzielen, zum Beispiel bei der digitalen Bewirtschaftung von Lkw-Stellplätzen. Schon mit teilautomatisierten Lkw sei es möglich, auf Autobahnen im Konvoi mit geringeren Sicherheitsabständen fahren und so den begrenzten Straßenraum optimal nutzen.
Netzneutralität zugunsten kritischer Verkehrsanwendungen einschränken
Das heikle Thema „Netzneutralität“ wird deutlicher angesprochen als in ähnlichen Papieren anderer Institutionen. Weil Anwendungen für die Mobilität 4.0 nicht nur enorme Datenmengen bewegen, sondern auch sicherheitskritische Daten – etwa beim autonomen Fahren -, kann es nach Auffassung der SPD-Verkehrspolitiker nötig werden, ihnen „in einem eng definierten Rahmen“ den Status von sogenannten Spezialdiensten mit Vorrang gegenüber anderen Internetdaten zu verleihen. Der Staat müsse sie jedoch genehmigen und kontrollieren, damit die Regulierungsbehörden einschreiten können, wenn diese Spezialdienste die Geschwindigkeit des Internets beeinträchtigen.
Offene Datenstandards forcieren, geschlossene Biotope vermeiden
Mit Sorge beobachten die SPD-Verkehrspolitiker die Entwicklung von geschlossenen Datenbiotopen. „In der Informationslogistik entstehen zunehmend De-facto-Standards“, heißt es. Ganze Volkswirtschaften können so von wenigen Monopolen abhängig werden. Deshalb müssen Standards und Normen international abgestimmt und national gestärkt werden.“ Auf Open Data für die Verkehrsplanung und für die digitalisierte Logistik dürfe nicht verzichtet werden. Gefordert wird, dass jede Datenplattform in Bezug auf Datenstandards offen ist, allen Marktteilnehmern gleichberechtigten Zugang und Mitwirkung bietet, und ihre Leistungen diskriminierungsfrei gegenüber ihren Anwendern und Kunden angeboten werden. Positiv bewertet wird in diesem Zusammenhang der vom BMVI geförderte „Mobilitäts Daten Marktplatz“ (MDM), wo öffentliche Hand und private Dienstanbieter Verkehrsdaten austauschen können.
Unternehmen sollen Cybersicherheit nicht vergessen
Von den Unternehmen wird verlangt, sich intensiver und auch selbstkritischer der Cybersicherheit zu widmen. „Von Cloudanbietern und Plattformen müssen Prozesse, Berechtigungen und Datenmodelle deshalb offen und nachvollziehbar vorgelegt werden.“ Auch Logistikunternehmen, die nicht dem IT-Sicherheitsgesetz unterliegen, sollten Angriffe auf ihre Systeme offenlegen.
Automatisierte Fahrzeuge mit Unfalldatenschreiber ausstatten
Für das automatisierte und autonome Fahren wird eine klare Trennung zwischen sicherheitsrelevanten Systemen und der weiteren Elektronik gefordert. Die Testverfahren der Kfz-Prüfstellen müssen entsprechend angepasst werden. Um nach einem Unfall die Schuldfrage klären können, seien automatisierte Fahrzeuge mit einen Unfalldatenschreiber auszustatten.
DB-Nähe beim Thema Verkehrsauskunft erkennbar
Nicht ganz leugnen lässt sich die DB-Nähe der SPD-Verkehrspolitiker: „Durch den Ausbau und der Verfeinerung des „Quixxit-Portals“ kann dem Verbrauchenden eine effiziente Möglichkeit zur Planung einer kostengünstigen Reise von Tür zu Tür angeboten werden.“ Die Quixxit-Reiseauskunft ist jedoch trotz ihrer verkehrsträgerneutralen Aufmachung eine Tochter des DB-Vertriebs und nicht anbieterneutral. Verbindungen von Meinfernbus werden zum Beispiel nicht aufgeführt, die der DB-Tochter Berlinlinienbus hingegen schon. (roe)