Lkw-Fuhrgewerbe will Frauenanteil steigern

Das Güterkraftverkehrsgewerbe will angesichts des Nachwuchsmangels sein Image als männerdominierte Branche abstreifen. „Aktuell sind nur 1,9 Prozent des Fahrpersonals Frauen“, sagte Prof. Dirk Deubelwiek, Vorstandssprecher des Deutschen Verbandes für Güterkraftverkehr und Logistik (DVGL) im Exklusivgespräch mit dem Verkehrsbrief. „Angesichts annähernder Parität in der Gesamtbevölkerung ist das völlig unbefriedigend.“ Auch der Frauenanteil von 7,3 Prozent an den BKF-Auszubildenden sei noch viel zu niedrig, sagte er mit Blick auf die jüngste Erhebung des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG).

Deubelwiek sieht große Kostenvorteile für die Unternehmen, die mehr Frauen einstellen. Zum Beispiel sinken die Unfallschäden. „Frauen fahren besser und sicherer als Männer“, sagte er unter Verweis auf die Unfallstatistik des BAG. „Es ist ja wohl kein Zufall, dass dort nur ‚Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden verursacht durch Fehlverhalten des Fahrers‘ aufgelistet werden.“ Für bedauerlich hält er es allerdings, dass selbst die Statistiken des BAG noch geeignet sind, tradierte Rollenbilder zu verfestigen. „In der Azubi-Statistik werden zwar Männer und Frauen ausgewiesen, aber wo bleiben Menschen mit nichtbinärer Geschlechtsidentität?“

Deshalb lehnt Deubelwiek das sogenannte „Gendern“ mit Formen wie Fahrer/-in, FahrerIn, Fahrer*in oder Fahrer_in ab. „Wir wollen aber Vorbild für die Branche sein und werden daher ab Anfang April konsequent geschlechtsneutrale Bezeichnungen einsetzen“, kündigte er an. Er räumte ein, dass manchen Menschen Worte wie „Berufskraftfahrende (m/w/d)“ zu Beginn schwer über die Lippen gehen werden. Das sei aber nur eine Frage der Gewöhnung. Der DVGL werde auch nicht vor vermeintlichen technischen Fachbegriffen halt machen. „Begriffe wie „Notbremsassistent“ implizieren, dass nur Männer im Notfall richtig bremsen können. Das ist natürlich Unfug.“ Der Verband werde deshalb in seiner Kommunikation künftig von „Notbremsassistierenden (m/w/d)“ sprechen. (fz)

Das vollständige Interview mit Prof. Deubelwiek lesen Sie in der Print-Ausgabe des Verkehrsbrief, die am 1. April erscheint. Dort spricht er unter anderem darüber, was er an der Fernsehshow „Trucker Babes“ bemängelt und warum „Sattelaufliegende“ kein anstößiges Wort ist.